Die Schule des Hörens wird 25 – ein Viertel Jahrhundert Einsatz für das Hören! Mit der Umsetzung von Projekten wie „Olli Ohrwurm“, „Radio108,8“ und „AUDITORIX“ hat die Schule des Hörens, gemeinsam mit dem Dachverband der Initiative Hören, wie keine zweite Einrichtung in Deutschland dazu beigetragen, das öffentliche Bewusstsein für das Hören zu stärken und neue Praxisgrundlagen für die Hörbildung von Kindern zu schaffen.
Die Idee einer Schule des Hörens (SDH) wurde erstmals 1993 von Prof. Karl Karst während des internationalen Symposions „Die Zukunft der Sinne (1): Welt auf tönernen Füssen“ in der Bundeskunsthalle Bonn präsentiert. In seinem Vortrag „Geschichte des Ohrs – Eine Chronologie“ erhob er die Forderung nach einer interdisziplinären, lobbyübergreifenden Institution für die Welt des Akustischen. Die Resonanz auf seinen Vortrag und seine Workshops führte ihn 1996 zur Gründung des gemeinnützigen Projektkreises SCHULE DES HÖRENS e.V. mit 60 Gründungsmitgliedern aus der Bundesrepublik, Österreich und der Schweiz.
Schon 1991 hatte er für Dr. Christoph Buggert, den damaligen Hörspielchef des Hessischen Rundfunks, die Idee einer Sendereihe zur „Schule des Hörens“ entwickelt. Sie sollte sich in den ersten drei Folgen mit den Grundlagen des Hörens befassen: „Das Ohr“, „Die Stimme“, „Der Klang“. Weitere Folgen waren zu „Klangräumen“, „Klangbildern“ und „Klanglandschaften“ geplant. Doch der Aufbau der realen Schule des Hörens hat diese Pläne für einige Jahre in den Hintergrund treten lassen.
Erst 1997 kam es zur Ursendung der insgesamt 120 Minuten langen zweiteiligen Hörspielcollage „Schule des Hörens: Das Ohr“, die Karl Karst in den Hörspielstudios des Hessischen Rundfunks realisierte und die seither vielfach ausgestrahlt und eingesetzt wurde.
Für die einstündige CD-Fassung seiner Produktion erhielt Karl Karst den Publizistikpreis der Fördergemeinschaft Gutes Hören. Das persönliche Preisgeld in Höhe von 30.000 DM spendete er dem jungen Verein, so dass der Projektkreis Schule des Hörens e.V. mit guter Finanzbasis seine Arbeit beginnen konnte. Ziel der Schule des Hörens sollte es sein, praktisch nutzbare Konzepte für die Schulung der„Sinneskompetenz“ zu entwickeln, wie Karl Karst sie erstmals 1998 in seinem grundlegenden Aufsatz „Sinneskompetenz – Medienkompetenz. Pädagogik des Hörens“ (in: „medien praktisch“ 1/98) nannte. Keine theoretischen Abhandlungen zur Bedeutung des Hörens sollten entstehen, sondern praktische Arbeitsmaterialien für die Basis der Gesellschaft, für die Kinder und Jugendlichen. Grundlage bildete das Prinzip „Prävention durch Faszination“, das die gesamte Arbeit der Schule des Hörens prägte: Wirken durch Begeisterung!
Die Workshops der Schule des Hörens wurden zum Gegenstand der öffentlichen Berichterstattung. So berichtete das NDR-Gesundheitsmagazin „Visite“ in einem eigenen Beitrag über die Kindergarten-Workshops der Schule des Hörens und empfahl sie als Modell einer neuen Form der Prävention. 1999 hielt Karl Karst einem Vortrag in der Landeszentrale für Gesundheit nach München. Unter den Teilnehmer*innen waren auch Mitarbeiter des Bayerischen Gesundheitsministeriums, die ihn im Anschluss beauftragten, ein Konzept für einen „Medienkoffer“ zur Hörschulung für Kindergärten zu entwickeln.
Zu diesem Zeitpunkt gab es noch keine umfassenden Schulungs-Materialien für Kindergärten zum Thema Hören. „Olli Ohrwurm und seine Freunde“, das dann im Auftrag des Bayerischen Gesundheitsministerium ab 1999 von der Schule des Hörens entwickelt wurde und 2002 in einem aufwändig gestalteten Wechsel-Ordner mit 130 Seiten an Übungen, Spielen, Geschichten und Erläuterungen sowie zwei CDs mit Klängen, Geräuschen und Liedern erschien, war das erste umfangreiche Medienpaket für die Hörbildung von Kindern in Deutschland.
Der Erfolg bestätigte den Bedarf. Noch nie habe eine ministerielle Publikation so ausnahmslos positives Feedback gefunden wie „Olli Ohrwurm“, konstatierten die beteiligten Mitarbeiter*innen der Landeszentrale für Gesundheit und des Bayerischen Gesundheitsministeriums, die das von der Schule des Hörens entwickelte Medienpaket kostenlos an alle Kindergärten des Landes verteilten und dafür viel Anerkennung erhielten. Dem blauen „Olli Ohrwurm“ für Kindergärten folgte 2004 der grüne „Olli Ohrwurm“ für die Grundschule. Beide Publikationen wurden vom Bayerischen Gesundheitsministerium (letzteres gemeinsam mit dem Bayerischen Kultusministerium) beauftragt und von der Landeszentrale für Gesundheit in Bayern herausgegeben. Mehr als 45.000 Exemplare von „Olli Ohrwurm“ gingen seinerzeit kostenlos an Bayerische Kindergärten und Grundschulen. Dies entsprach dem Wunsch von Karl Karst: Alle Veröffentlichungen sollten für die Endnutzer (Lehrer, Eltern, Erzieher und Kinder) kostenlos sein!
Der Erfolg des Projekts „Olli Ohrwurm“ weckte bundesweite Aufmerksamkeit, auch bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, die ein Projekt zum Freizeitlärm bei Jugendlichen auflegen wollte. Die BZgA beauftragte die Schule des Hörens, ein innovatives Projekt für Jugendliche zwischen 10 und 12 Jahren zu entwickeln. Es entstand das Computer-Spiel „Radio108,8“, das später durch eine Online-Plattform für Jugendliche erweitert wurde: www.radio108.de.
„Radio108,8“ wurde am 19. März 2004 von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt in einer großen Schulaktion im Kölner Schokoladenmuseum gestartet. Insgesamt 160.000 Exemplare des PC-Spiels wurden bundesweit kostenlos abgegeben.
2006 begann das bislang längste Projekt der Schule des Hörens: AUDITORIX. Im Auftrag der Landesanstalt für Medien NRW und der INITIATIVE HÖREN entwickelte die SDH mit Unterstützung der Stiftung der Sparda-Bank West eine interaktive CD-ROM für die Grundschule, Klassen 1-4, die AUDITORIX-HÖRSPIELWERKSTATT. Sie erschien ab 2008 in einer Gesamtauflage von 60.000 Exemplaren und wurde ebenfalls kostenlos an die Endnutzer abgegeben. Das NRW-Kultusministerium empfahl die Lernsoftware AUDITORIX für den Einsatz in den Grundschulen des Landes. Nach dem Kindergartenmaterial „Olli Ohrwurm“ und dem PC-Spiel „Radio108,8“ für Jugendliche war auch die AUDITORIX Hörwerkstatt das erste Medium seiner Art für seine Alters- und Zielgruppe.
2009 startete die Entwicklung der Kinderseite www.auditorix.de, in die sukzessive alle Inhalte der CD-Rom überführt wurden. Heute ist sie die umfangreichste Kinderseite zum Thema Hören in deutscher Sprache. Mehr als 100 Unterrichtsvorlagen, zum Teil mit ausführlichen Projektskizzen finden sich im separaten Erwachsenenteil. Alle Angebote stehen auch hier lizenzfrei für die pädagogische oder private Nutzung zur Verfügung.
Mit über 300.000 Exemplaren sind die Publikationen der Schule des Hörens an deutsche Kindergärten, Grundschulen, Medienwerkstätten, Eltern und Erzieher*innen gegangen. Zusätzlich erreicht die Webseite www.auditorix.de bis zu 500.000 Besucher pro Jahr. Es gibt wohl keine vergleichbare Einrichtung, die wie die Schule des Hörens und ihr Dachverband der Initiative Hören dazu beigetragen hat, neue praxisbezogene Grundlagen für die Hörbildung von Kindern in Deutschland zu schaffen!