Am 2. März 2001 fand auf Einladung des damaligen WDR 3 Programmchefs, Prof. Karl Karst, eine für die Geschichte der STIFTUNG HÖREN historische Sitzung statt. Als Mitglied einer Expertenrunde des Bundesumweltministeriums und als Gründer der SCHULE DES HÖRENS lud er dazu ein, eine „Initiative zur Gründung einer Stiftung Hören“ ins Leben zu rufen, die sich – als Pendant zur STIFTUNG LESEN – für die auditiven Kunst- und Kulturformen, für die akustische Umwelt und für die Gesundheit des Hörens einsetzen sollte. Unterstützt wurde er dabei von 20 Bundes- und Landeseinrichtungen und insbesondere vom Deutschen Kulturrat, der in Person seiner Geschäftsführers Olaf Zimmermann an der historischen Versammlung des 2. März 2001 in Köln teilnahm. Die konstituierende Sitzung der „Initiative Stiftung Hören“ führte 2003 zunächst zur Gründung des bis heute größten europäischen Netzwerks zum Thema Hören, der INITIATIVE HÖREN.
Zu den Teilnehmenden der Gründungsversammlung der „Initiative Stiftung Hören“ gehörten Vertreter*innen des Bundesministeriums für Gesundheit, der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), des Deutschen Kulturrats, des Staatlichen Amts für Arbeitsschutz Paderborn, des Deutschen Schwerhörigenbundes, der Deutschen Tinnitus-Liga, des Projektkreises Schule des Hörens, der Deutschen Gesellschaft für Akustik, des Verbands Deutscher Tonmeister, des Westdeutschen Rundfunks und weiterer Fachverbände aus den Bereichen Kultur, Medien und Medizin.
Ziel der „Initiative Stiftung Hören“ war die Bildung einer lobby-übergreifenden Stiftung Hören, in der die Kompetenzen aus den Bereichen Kultur, Medien und Medizin zusammengeführt würden, um ein gemeinsames Eintreten für notwendige Bildungs- und Gesetzes-Initiativen zu ermöglichen. Die neu zu gründende Stiftung sollte sowohl die bildungs-pädagogische als auch die medizinische und die kulturelle Bedeutung des Hörens und des Zuhörens in die Öffentlichkeit tragen und sich als Pendant zur Stiftung Lesen um alle Formen der akustischen Kommunikation und der akustischen Umwelt kümmern.
Prof. Karl Karst und Olaf Zimmermann wurden als Sprecher der Initiative Stiftung Hören benannt und konnten die damalige Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt, den damaligen Intendanten des Westdeutschen Rundfunks, Fritz Pleitgen, und den damaligen Präsidenten des Deutschen Kulturrats, Max Fuchs, als Botschafter der Initiative gewinnen. Es gelang ihnen – was einem kleinen Wunder gleichkommt – alle drei Botschafter am 12. Dezember 2002 zu einer großangelegten Pressekonferenz im ARD-Hauptstadtstudio Berlin zusammen zu führen, bei der Bundesministerin Ulla Schmidt, WDR-Intendant Fritz Pleitgen und der Vorsitzende des Deutschen Kulturrats, Prof. Dr. Max Fuchs, den Zusammenschluss von über 20 Verbänden und Einrichtungen zur Initiative (Stiftung) Hören vorstellten.
Statements der Botschafter der Initiative Stiftung Hören zur PK am 12.12.2002
Ulla Schmidt, Bundesgesundheitsministerin 2002:
„Die Initiative Hören setzt sich für eine Schärfung des Bewusstseins für das Hören in all seinen Dimensionen und Facetten ein. Das fängt bei der gesundheitlichen Aufklarung bei Hörschäden an und beinhaltet die Hör-Erziehung. (…) Die Initiative Hören wird hier vieles zum Besseren wenden können.“
Max Fuchs, Präsident Deutscher Kulturrat 2002:
„Hören ist – anders als die „Nahsinne“ Riechen, Schmecken und Tasten – wie das Sehen ein Fernsinn. Es ist der genuin soziale Sinn, da sich über das Hören die Wahrnehmung der Umgebung und – über diesen „Umweg“ – Regeln sozialen Zusammenseins entwickeln.“
Fritz Pleitgen, WDR-Intendant 2002:
„Hören und Zuhören bilden die Voraussetzung für Informationsaufnahme und Informationsfluss. Vor allem das Radio, das ich sehr schätze und das Tagesbegleitmedium Nr. 1 in Deutschland ist, lebt von diesem Sinn. Deshalb engagiere ich mich gemeinsam mit der Bundesministerin und dem Deutschen Kulturrat für die Arbeit der bundesweiten Initiative Hören.“
Die Begrüßung übernahm ARD-Korrespondent Thomas Roth, der zu dieser Zeit Leiter des ARD-Hauptstadtstudios war. Er eröffnete die Veranstaltung mit dem Hinweis, dass er den Sitzungsraum des ARD-Hauptstadtstudios noch nie so voll gesehen habe. Im seinerzeitigen Bericht des Tinnitus-Forums (01-2003) hieß es:
„Studioleiter Thomas Roth begrüßte in einem überfüllten Presseraum des ARD-Hauptstadtstudios mehr als 40 VertreterInnen der Medien und der beteiligten Verbände, die sich über die Entstehung und Ziele der bundesweiten Plattform informierten. Partner des Bündnisses ist die Stiftung Lesen, deren Vorsitzender Dr. Georg Ruppelt neben dem Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, Olaf Zimmermann, und dem Initiator des Bündnisses, Prof. Karl Karst, ebenfalls anwesend war.“
Trotz der erfolgreichen Zusammenführung so vieler themenrelevanter Institutionen aus Deutschland durch Karl Karst und Olaf Zimmermann kam die Gründung der Stiftung Hören zunächst nicht zustande. Während der laufenden Verhandlungen der Initiative Stiftung Hören gründete ein einzelner, an den Vorgesprächen beteiligter Verein im Verborgenen eine eigene Stiftung mit verwechselbarem Namen. Ohne Kommunikation an die Gesprächspartner trat diese Anfang 2003 an die Öffentlichkeit und sorgte für große Verwirrung. Aufgrund der Verwechslungsgefahr entschied sich der Gründerkreis der „Initiative Stiftung Hören“ dazu, das Projekt der Stiftung Hören zunächst ruhen zu lassen.
So unerfreulich es war, dass durch das eigensinnige Verhalten eines kleinen Vereins die Gründung einer großen deutschen STIFTUNG HÖREN buchstäblich torpediert worden war, so erfreulich war es andererseits, dass als Konsequenz daraus der Dachverband INITIATIVE HÖREN entstand, der sich mit über 30 Vereinen und Verbänden auf Anhieb als größter europäischer Zusammenschluss von Fachinstitutionen zum Thema Hören am 31. Oktober 2003 in den Sitzungsräumen der Kölner Messe gründete.
Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt, der Intendant des Westdeutschen Rundfunks, Fritz Pleitgen, und der Präsident des Deutschen Kulturrats, Max Fuchs, waren nun Botschafter der INITIATIVE HÖREN, zu deren Gründungs-Mitgliedern u.a. der Deutsche Kulturrat, der Deutsche Musikrat, die Deutsche Orchestervereinigung, der Verband deutscher Musikschulen, der Verband Deutscher Schulmusiker, der Verband Deutscher Tonmeister, die Deutsche Tinnitus-Liga, die Deutsche Gesellschaft für Akustik, der Deutsche Schwerhörigenbund und der Westdeutsche Rundfunk zählen.
Die STIFTUNG HÖREN wurde schließlich im Juli 2011 von Prof. Karl Karst mit persönlichem Kapital gegründet. Alle ordentlichen Mitglieder der Initiative Hören wurden in den Beirat der Stiftung berufen. Die Stiftung Hören bildet damit den Abschluss eines jahrzehntelangen Einsatzes von Prof. Karst für das Thema Hören, das sich – neben zahlreichen Projekten und Publikationen – in drei institutionellen Gründungen niederschlug: Zunächst 1996 im Projektkreis SCHULE DES HÖRENS e.V. für die konkrete Projektarbeit (u.a. „Olli Ohrwurm“, „Radio 108,8“, AUDITORIX.de), dann 2003 in der INITIATIVE HÖREN e.V. als lobby-übergreifendem Dachverband für die politische Interessenvertretung und schließlich 2011 in der Gründung der STIFTUNG HÖREN für die dauerhafte Förderung des Hörens in Deutschland.